Programmübersicht
Die verlorenen Seelen Syriens
Ein Film von Stéphane Malterre und Garance Le Caisne
(mit Audiodeskription)
Als 2014 die sogenannten "Caesar-Akten" - gestohlen aus geheimen Archiven des syrischen Regimes - veröffentlicht wurden, waren die Erwartungen der Syrerinnen und Syrer hoch. Die Mitglieder des UN-Sicherheitsrats versuchten, eine Resolution zu verabschieden, die es dem Internationalen Strafgerichtshof ermöglichen würde, das Regime von Baschar al-Assad strafrechtlich zu verfolgen. Doch die Vetos Russlands und Chinas - der treuen Verbündeten des Assad-Regimes - blockierten diesen Weg. Die Geschichte der in den Haftanstalten von Damaskus Ermordeten schien dem Vergessen geweiht zu sein.
Doch zwei Jahre später, 2016, versuchen mehrere Angehörige der Opfer, unterstützt von internationalen Anwält*innen, Aktivist*innen und Caesar selbst, die Türen der europäischen Gerichte zu öffnen. Im Namen ihrer Angehörigen reichen sie Klagen gegen die höchsten Verantwortlichen des syrischen Regimes ein. Dabei stoßen sie sowohl auf die mangelnde Bereitschaft westlicher Länder, gerichtlich gegen das Regime von Baschar al-Assad vorzugehen, als auch auf den anhaltenden Terror dieser Diktatur, der sich auch über die Landesgrenzen hinaus ausbreitet.
Bilder von nackten, gefesselten und ausgemergelten Körpern, die zu Tode gefoltert wurden, werden in Museen und Parlamenten auf der ganzen Welt gezeigt. Diese 27.000 Bilder, öffentlich gemacht von einem militärischen Überläufer mit dem Codenamen Caesar, erinnern an die Gräueltaten des Nazi-Regimes oder der Roten Khmer. Man könnte meinen, dass solche Bilder der Vergangenheit angehören, aber das tun sie nicht. Seit der Revolution 2011 setzt das Regime in Damaskus Verschleppung und Folter in großem Stil ein, um die eigene Bevölkerung zum Schweigen zu bringen. Über 100.000 Syrerinnen und Syrer sind in den Gefängnissen des Regimes verschwunden. Niemand kennt die genauen Zahlen.
DIE VERLORENEN SEELEN SYRIENS wurde über fünf Jahre aus beispielloser Nähe gefilmt und zeigt die Entwicklungen hinter den Kulissen dieser Kämpfe um Gerechtigkeit vor Gericht in Spanien, Frankreich, dem Vereinigten Königreich und Deutschland. Sie führen zu einem Prozess vor dem Oberlandesgericht Koblenz, das im Januar 2022 ein historisches Urteil fällte: die Verurteilung eines Mitglieds des syrischen Sicherheitsapparats zu lebenslanger Haft wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit. In Frankreich wird ebenfalls ein Prozess in Abwesenheit gegen zwei Schlüsselfiguren aus dem inneren Kreis von Baschar al-Assad erwartet. In diesem anhaltenden Kampf um Gerechtigkeit geht es darum, die Täter zu benennen und zu verfolgen. Darum, die Geschichte der Tragödie eines Volkes zu schreiben. Es geht nicht nur um Erinnerung an die Verstorbenen, sondern auch um das Schicksal der Lebenden.
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