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Heute, 20.03 - 23.00 Uhr | WDR 3

WDR 3 Konzert

Mit Ilka Geyer
Matthew Herbert, Sarah Davachi und Sessa zu Gast bei actby

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Moderatorin Ilka Geyer

Ilka Geyer

Always Coming Back To You. So ist das mit den Ohrwürmern. Sie kommen immer wieder zurück. Seit inzwischen über 15 Jahren kommen Ohrwurm-Heldinnen und -Helden für die Konzertreihe “acbty” nach Köln.

Sessa nennt sich der Sänger, Songwriter und Produzent Sérgio Sayeg aus São Paolo, der sich weltweit einen Namen mit zeitgenössischen Interpretationen der musikalischen Traditionen seines Heimatlandes Brasilien gemacht hat - auch wenn diese zeitweilig für die Offenheit zu anderen sogenannt westlichen Stilen wie Jazz zumindest von politischer Seite verfemt waren. Gepriesen wird Sessa für die Intimität, die er mit seinen Songs schafft. Ihre Rätselhaftigkeit. Aber auch ihre ausschweifenden Passagen. Sessas singt in brasilianischem Portugiesisch. Mal der Sinnlichkeit, mal der Transzendenz zugewendete Texte und mit sanften melodischen Schnörkeln. Dabei bleibt er aber bewusst minimalistisch. Ein durchaus seltenes Phänomen in der aktuellen brasilianischen Musik.

Lang gehaltene Töne, vermeintlich “einfache” harmonische Strukturen. Damit zoomt composer-performer Sarah Davachi auf die erst unscheinbaren, dann aber immer deutlicher werdenden Veränderungen in den Obertonstrukturen der Frequenzen. Diese subtilen, aber wesentlich prägenden Charakteristika von Klangfarben und Stimmungen und die akustischen Gegebenheiten jeweiliger Resonanzräume entpuppen sich in der Dichte ihrer Stücke, die ihre Komplexität oft in epischer Länge offenbaren.

Was man musikalisch mit dem Namen Matthew Herbert in Verbindung bringt hängt wohl stark damit zusammen, wie die musikalische Sozialisation verlaufen ist. Die einen haben Ende der 90er/Anfang der 2000er ganze Nächte auf seine so charakteristisch arrangierten Tracks zwischen Soul, Funk und House durchgetanzt - rhythmisiert durch Sound-Snippets aus dem Alltag. Herausgebracht unter dem gekürzten Namen Herbert. Oder auch Doctor Rockit. Oder … . Oder … . Mal mit Big Band. Mal ohne.

Andere schätzen Matthew Herbert für seine Grenzgänge in Sound, die auch einen politischen bzw. gesellschaftskritischen Unterbau haben. Nahezu legendär ist z.B. “One Pig” - sein Album über das Leben eines Mastschweins, erzählt von Geburt bis Teller, arrangiert aus Klangmaterial aus Schweine-Zucht-und-Schlachtung. 

Kurz: Matthew Herbert ist herausragend gut als Konzeptkünstler mit Message, die von ästhetischen Schmeicheleien und (typisch britisch) schwarzhumorigen Spielereien verschleiert wird. Aber Ballkleid, das kann er eben auch sehr gut tragen.

Bei der Kölner Konzertreihe acbty zogen er und seine langjährige-immer-wieder-Sparringspartnerin Momoko Gill durch ein Set mit Neo-Gamelan, Digi-Psych und Dark-Tech Passagen! Geworfen in polyrhythmische Schichtungen und sensible Klangfarbenspiele sucht das Gehirn permanent nach dem Rhythmus, der eben noch da war. Kurze Phase-Shifting-Drift, dann wieder abtauchen. Brilliant wie immer, dieser Matthew Herbert.

Sessa
Aufnahme vom 17.Juli 2024 aus dem Stadtgarten Köln

Sarah Davachi
Aufnahme vom 26.September 2024 aus der Eigelsteintorburg Köln

Matthew Herbert
Aufnahme vom 20.September 2024 aus der Eigelsteintorburg Köln

Moderation: Ilka Geyer
Redaktion: Markus Heuger