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Neue Bücher von Denis Scheck

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* "Bitteres Blau" von Maike Albath
* "Karma" von Alexander Schimmelbusch
* Empfehlung von Denis Scheck: "Die Geschichten in uns" von Benedict Wells
* Top Ten und Musik

* "Bitteres Blau" von Maike Albath
Neapel, die Stadt von Roberto Saviano, die Stadt, wo der Espresso besonders schmeckt und über der beständig einer der berühmtesten Vulkane der Welt droht. Die Literaturkritikerin und Journalistin Maike Albath streift in Episoden durch die Stadt.
Maike Albath ist eine profunde Kennerin der italienischen Kultur und Lebensweise. Sie hat lange in Italien gelebt und immer wieder Bücher über das Land geschrieben. Nach Turin, Rom und Sizilien ist sie nun durch die legendäre Mittelmeer-Metropole Neapel gereist. Begegnet ist sie den normalen Menschen dieser Stadt wie auch berühmten Neapolitanern, wie dem Schriftsteller und Journalisten Roberto Saviano, der wegen seiner Recherchen zur Mafia unter Polizei-Schutz steht. Begegnet ist sie aber auch der noch immer allgegenwärtigen Verehrung des argentinischen Fußballstars Diego Maradona, der die erfolgreichsten Jahre des Stadtvereins SSC Napoli prägte. Albath erzählt von der Geschichte und der Gegenwart der Stadt. Eine willkommen Einstimmung auf eine Reise an den Golf von Neapel oder auch auf Italiens Gastland-Auftritt auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse.

* "Karma" von Alexander Schimmelbusch
Das Jahr 33 verheißt in der deutschen Geschichte nichts Gutes. Ein Zufall also, dass Alexander Schimmelbusch seine KI-Dystopie im Jahr 2033 ansiedelt? 100 Jahre, nachdem die Deutschen schon einmal ins Verderben steuerten?
Das "Karma" scheint erst einmal gut für die fünf Führungskräfte des deutschen Technologie-Riesen Omen SE. Bei einem rauschenden Festakt werden sie in den großzügigen Vorruhestand versetzt. Der goldene Handschlag umfasst gläserne Smart-Houses in den brandenburgischen Wäldern sowie die firmeneigene KI-Begleitung, die beständig ihre Mental Health überwacht und Bedürfnisse erfüllt. Eine Belohnung. Schließlich haben die Fünf ganz erheblich zum Erfolg der Firma, ja des Landes, beigetragen. Deutschland hat endlich seine technologische Rückständigkeit überwunden und trägt mit den KI-Lösungen der Firma Omen SE die digitale Revolution maßgeblich voran.
Die Ahnung, dass dieses "Märchen" nicht gut ausgehen kann, beschleicht Leserinnen und Leser jedoch schnell. Mündet Technologie-Gläubigkeit also automatisch in totalitäre Strukturen? Was passiert mit der Gesellschaft, wenn sie die Verantwortung für Glück und Wohlbefinden an Künstliche Gehirne abgibt? Der gelernte Finanzberater Schimmelbusch verknüpft in seinem inzwischen fünften Roman die verlockenden Verheißungen einer digitalen Zukunft mit den unheilvollen Tendenzen der Deutschen zu unnachgiebiger Gründlichkeit und faschistischen Strukturen. Heraus kommt ein Schauerroman, der zwar in der Zukunft spielt, uns jedoch erschreckend nahe kommt. 2033 – also in neun Jahren – könnte es so weit sein.

* Empfehlung von Denis Scheck: "Die Geschichten in uns" von Benedict Wells
Benedict Wells ist mit Romanen wie "Vom Ende der Einsamkeit" und "Hard Land" zu einem der meistgeliebten Autoren seiner Generation geworden. Nun erzählt Wells autobiographisch von seinem Leben, und er gestattet ungewöhnlich intime Einblicke in seine Schriftsteller-Werkstatt.
Sein Lebensthema ist die Einsamkeit, stellt Benedict Wells im Lauf seines Buchs fest. Kunststück, möchte man sagen, nach so einer Kindheit! Geboren 1984 in München als Benedict von Schirach, aufgewachsen weitgehend in Internaten, weil seine mehr als dysfunktionale Familie keine Alternative bot, änderte er nach der Volljährigkeit seinen Namen und beschloss, alles auf eine Karte zu setzen. Benedict Wells wollte unbedingt Schriftsteller werden – egal wie, und egal, was es ihn kostet. Jahrelang schrieb er, doch was er schrieb, taugte nicht viel. Und was vielleicht am schlimmsten war: Benedict Wells wusste es. Genau das ist der Stoff von "Die Geschichten in uns" – wie man mit diesem Wissen umgeht und zurande kommt. Oder in den Worten von Benedict Wells: "Denn der größte Feind, der zwischen einer ersten Idee und der später gut erzählten Geschichte steht, sind wir selbst. Unser Wunsch zu gefallen. Unsere zu ambitionierten Nebenhandlungen und komplizierten Sätze. Unser Festhalten an überflüssigen Szenen und sprachlichen Darlings."
Benedikt Wells Vorbild für sein Werkstatt-Buch ist Stephen Kings "Das Leben und das Schreiben". Und wie Stephen King beherrscht er die Kunst, seine im Leben und am Schreibtisch gewonnenen Erkenntnisse ganz unprätentiös mit seiner Leserschaft zu teilen. Dies ist ein großes Ausnahmebuch: Näher als hier können sich Lesen und Schreiben kaum kommen.

* Top Ten und Musik
Außerdem in Druckfrisch: Musik von "The Kills" und Denis Schecks erfrischend pointierte Revue der "Spiegel"-Bestsellerliste, diesmal Belletristik. Allein in Deutschland erscheinen jedes Jahr 90.000 neue Bücher. Ganz schön schwer, hier den Überblick zu behalten. "Druckfrisch", das Büchermagazin im Ersten, hilft bei der Orientierung im Bücherdschungel. Moderator Denis Scheck besucht Schriftsteller und stellt Neuerscheinungen vor. Er lobt und lästert über die aktuellen Bestseller, spricht Empfehlungen aus, sagt aber auch, welche Bücher reine Zeitverschwendung sind. Belletristik, Krimis, Sachbücher, Biographien oder Kochbücher - nichts ist vor ihm sicher.