Länderspiel in Prag

Ermittlungen gegen deutsche Hooligans komplett versandet

Stand: 14.03.2018, 12:42 Uhr

Die Ermittlungen gegen rechtsextreme deutsche Hooligans nach dem Fußball-Länderspiel in Prag sind komplett versandet, berichtet das WDR-Magazin Sport inside. Die tschechischen Behörden haben das Verfahren eingestellt. Deutsche Ermittler konnten keinen Störer identifizieren.

Gut sechs Monate nach dem Fußball-Länderspiel in Prag sind sowohl in Deutschland als auch in Tschechien alle Ermittlungen gegen die rechtsradikalen Störer von damals versandet. Das geht aus Recherchen des WDR-Magazins Sport inside hervor. Der zuständige Düsseldorfer Oberstaatsanwalt Patrick Rieck bestätigte gegenüber der WDR-Sendung, dass es bis heute nicht gelungen sei, anhand des vom DFB zur Verfügung gestellten Videomaterials von neun Gigabyte Beschuldigte namentlich festzustellen und etwaigen Beschuldigten eine konkrete Straftat nachzuweisen.

Am Dienstag (13.03.2018) teilte das zuständige Referat der Polizeidirektion Prag Sport inside mit, dass der Fall gemäß § 159a/5 der Strafprozessordnung eingestellt worden sei. Es sei, so die tschechischen Behörden weiter, nicht möglich gewesen, "die Tatsachen festzustellen, welche die Einleitung einer Strafverfolgung gegen eine bestimmte Person rechtfertigen würden."

"Sieg Heil"-Rufe als Straftat

Bei dem WM-Qualifikationsspiel Tschechien gegen Deutschland am 1. September 2017 in Prag hatten rund 250 vorwiegend rechte deutsche Hooligans im Stadion Pyrotechnik gezündet, den DFB sowie Spieler der Nationalmannschaft beleidigt und verfassungsfeindliche Symbole verwendet. Konkret kamen aus dem Block der Hooligans und Rechtsradikalen "Sieg Heil" – Rufe, was in Deutschland und Tschechien als Straftat gilt.

Nur wenige Monate vor der WM in Russland befürchten nun Kritiker, dass durch die versandeten Ermittlungen das Signal der Straffreiheit für randalierende Fans im Ausland in die Szene gewaltbereiter und rechtsradikaler Hooligans gesendet werde. „Die Signalwirkung, dass es keine adäquate Strafverfolgung gab, ist eine schlechte, weil es nahe legt, dass solche Dinge wieder passieren können und dass solche Dinge nicht bestraft werden“, sagt Robert Claus, Experte für Rechtsextremismus im Sport.

Hooligan-Vorbereitungen auf WM in Russland

Dass deutsche "Problemfans" zur WM nach Russland reisen, gilt als wahrscheinlich. Im Internet kursieren Videos, auf denen sich deutsche Hooligans bereits auf das Turnier in Russland vorbereiten. „Russland ist in Reichweite. Es gibt etablierte Netzwerke von deutschen Hooligans mit Hooligans aus der Ukraine, aus Ungarn, aus Polen und auch aus Russland“, so Claus weiter bei Sport inside.

In Deutschland ist die Generalstaatsanwaltschaft in Düsseldorf für die Identifizierung deutscher Fußball-Straftäter im Ausland zuständig. Das Sonderdezernat wurde nach der WM 1998 in Frankreich gegründet, wo deutsche Hooligans den französischen Polizisten Daniel Nivel schwer verletzt hatten.